Besuch eines Bergtempels

Stand 2003 ,Copyright  Otto Nongkhai

,Überarbeitet 3.4.2021



Heute ist mal wieder Makha-Bucha-Tag ,ein hohes ,buddhistisches Fest und meine bessere Hälfte hat mich wieder einmal dazu "überredet" ,

einen Tempel aufzusuchen,da ich ja nur als Mann die Spenden den Mönchen übergeben darf .

So ein erzwungener Tempelbesuch erinnert mich immer wieder an die Zeiten ,wo meine Mutter mich

als Kind zum Kirchgang "überredet" hat.


Freiwillig bin ich aber oft in einem Wat und übernachte auch dort ,

aber auf Kommando ,dass ist nicht so mein Bier.

Da versuche ich eben das eine mit dem anderen zu verbinden und nehme Schreibblock,Stift und Digitalkamera mit.

Ein endloser Schotterweg ,nur mit braungrauen Staub bedeckt ,führt zu diesem Tempel auf einem bewaldeten Hügel.

Vorbei an armseligen Farmerhäusern auf Stelzen und Strohhütten.

Hier auf diesem kargen Boden lässt sich kaum etwas anbauen.

Wovon leben also diese Leute ,von ihren Töchtern die sich einen Farang geangelt haben ???

Ab und zu kommt auf dieser Schotterpiste ein Laster ,oder Rot Song Thäo (Zweireihenfahrzeug) entgegen ,in Staubwolke gehüllt ,vollgestopft mit Asiaten ,Kisten und Tieren.

Man winkt mir freudig zu ,denn nur selten verirrt sich ein schwitzender Farang in dieser Einöde.

Eine schöne Zeit wo Farangs im Isaan/Thailand noch selten waren .


Auf einem Hügel ,ca. 550 Meter hoch ,liegt dieser einsame Tempel

Wat  Nog Ka Ba ,

eingebettet in einem dichten Urwald.




Ein erfrischender Wind weht auf dieser Höhe und von dort hat man eine wunderschöne Aussicht auf das weite Land ,dass im Hitzedunst dahindümpelt ,teils milchig  und verwaschen.

Die Farben grün ,gelb und braun in allen Schattierungen und als Horizont ein strahlend ,blaue Himmel ,der dem Ganzen einen angenehmen Farbanstrich gibt.

Blau ,meine Lieblingsfarbe ,läßt bei mir immer euphorische Stimmung aufkommen.💪

Am Fuße des Berges befindet sich ein großer See und das grünblaue Wasser schimmert noch bis in diese Höhe und die Sonnen spiegelt sich darin und katapultiert ihre Strahlen in alle Richtungen.

In der Ferne ist der Mae Khong zu sehen ,die Mutter aller Flüße ,der sich wie eine dunklegrüne Schlange seinen Weg sucht,eingerahmt von einer mittelhohen Bergkette.


Aus dem Tal steigt eine dunkle Rauchsäule senkrecht parallel zum Tempel empor,

ein Zeichen für Hochdruck ,der ja hier fast immer herrscht.

Regenzeit ist zum Glück noch in weiter Ferne.


Auf der anderen Seite der Bergkette liegt Wat Pupet ,etwas tiefer als dieser Tempel,

aber auch von Wald umgeben.


Der einzige Mönch und Abt ,der hier lebt ist Adjahn Jan Tie.

Er ist noch in Gesellschaft eines jüngeren Thais vom Amphoe ,

der auch für die Feuerüberwachung dieses großen Waldgebietes zuständig ist.

Dieser Thai ist im Tempel auch Mädchen für alles und fährt den Wagen des Abts ,

wenn dieser sich auf Reisen begiebt.

Es wird nicht gerne gesehen,wenn Mönche selbst fahren.


Auf meine Frage ,warum es so wenig Mönche in diesem Tempel gibt ,

sagte mir der Abt ,die Leute fürchten sich vor Geistern und Dämonen und in diesem Tempel sollen einige davon hausen ,besonders ab Mitternacht.

Er fragt mich ,ob ich nicht Mönch werden will ,denn er habe gehört ,Farang hat keine Angst vor Gespenster.

Angst habe ich nicht ,aber das entberungsreiche Leben eines Orangerocks ,

besonders keinem Weiberrock mehr anzufassen ,liegt mir nicht und so verneine ich sein Ansinnen höflich.


Eine große Gebetshalle mit goldener Buddhastatue und mindestens 10 Hütten für Mönche sind in deieser Anlage gebaut worden , aber unbewohnt.

Der Tempel ist von Bäumen ,besonders Bambusbäumen die meterlang in den Himmel ragen ,umgeben.


Tagsüber hört man viele Arten von Vögel und anderes Getier und nachts kann man Affen ,Hirsche ,Eichhörnchen und Schlangen beobachten ,wenn man sich ruhig verhält und ein Nachtsichtgerät hat.


Die Ruhe und Abgeschiedenheit dieses Tempels fällt sofort auf ,kein Massenansturm ,keine Mönche,

 die in Gesängen und Gebete vertieft sind ,keine gaffenden Farangs und deren permantentes 

Klicken einer Kameras.

Man hört nur vereinzelte Vögel ,dass Hacken eines Spechtes und das Säuseln des Windes in den Baumkrohnen ,ähnlich einer leisen ,romantischen Mellodie.

Auch das Brummen der Fliegen ist nicht zu überhören und wunderschöne,bunte Schmetterlinge ziehen ihre Kreise.

Kein Krach ,kein Gestank ,kein Schmutz ,dieser Tempel lebt im Einklang mit der Natur,

so wie es Grüne gerne hätten.

Da die meisten Thais lauffaul sind ,verirren sich am Tag höstens eine handvoll Autos hier hoch,

und bringen dem Abt ihre Spenden ,Essen und Geschenke.


Das Besondere in diesem Tempel ist ein 30 Meter hoher Turm ,

von dem man die Umgebung und das Tal noch besser beobachten kann.

Wackelige Treppen führen nach oben ,vermutlich nicht TÜF geprüft.


Am Eingang der Treppen hängt ein Schild ,dass den Namen des Spenders und den Preis des Turmes dokumentiert.

Der Turm hat vor 2 Jahren 200.000 Bath gekostet ,heute das Mehrfache .

----------------------------------------

Da mich der Tempel sehr interessierte ,habe ich mich einige Tage später mit dem Rad dahin begeben.

Der Abt hatte mich ja zum Übernachten eingeladen und so eine Gelegenheit ,

Geister auf frischer Tat zu überraschen ,wollte ich mir nicht entgehen lassen.😁


An dem Tag ,wo ich mühsam mit meinem Drahtesel den Weg noch oben fand ,

war der Tempel verwaist ,und der Abt leider auf Reisen.

Der Tempel gehörte heute also mir alleine und das muss man doch genießen können.👍

Alle Hütten ,auch die persönlichen Dinge des Abts waren unverschlossen,

Vertrauen zählt noch etwas in Thailand, besonders bei der Dorfbevölkerung im Isaan.🙏

Man hört aber auch von Tempeln in größeren Ortschaften ,wo gestohlen wird.👿


Am Anfang genieße ich noch die Ruhe und die wunderschöne Aussicht auf das umliegende Land

und pflege mein strapaziertes Hinterteil,

aber gegen Abend erinnere ich mich doch etwas an die Geister- und Dämonengeschichten und verziehe mich in luftige Höhe ,auf den wackeligen Aussichtsturm ,der leicht hin und her schwingt.

Hier oben ,fast über den Wolken ,wenn welche da wären ,fühlte ich mich etwas sicherer.


In der fortschreitenden Dämmerung wirkt das Tal und die Landschaft irgendwie unheimlich und weit unten der aufsteigenden Nebel wie Geistergewänder.

Die Stille ist plötzlich unheimlich ,ich höre das leiseste Knacken.

Dracula schaut gleich um die Ecke,bzw. kommt hier rauf geflogen.👿

Vereinzelt in der Ferne Feuerschein,oder auch größere Waldbrände wegen Brandrodung.

Der schwache Lichtschein von verstreut liegenden Hütten wirkte wie kleine Stecknadelköpfe,

ähnlich eines Blicks aus einem Flugzeug.

Ganz links außen eine größere Lichterkette eines entfernten Amphors.

Auf dem Turm weht ein stärkerer Wind und hält mir die Moskitos vom Leib ,

aber ich fange langsam an zu zittern vor Kälte.

Auf der Plattform ist eine Hängematte gespannt und ich legte mich zum Schlafen hinein.

Eine Decke liegt passend auch dabei ,nur ein weiches Kopfkissen muß ich mir erträumen.

Der Wind schaukelt mich leise hin und her ,bis hinein in einen tiefen Schlaf.

Leide hatte ich zu wenig zu Essen dabei und so wachte ich gegen Mitternacht mit knurrendem Magen wieder auf.

Ich erschrecke vor dem lautem Geschrei einer Eule und sonstigen Nachttieren und und auch der Wind ist stärker geworden.

Über mir ein Sternenmeer,welches Sternbild da gerade stark leuchtet kann ich nicht sagen.

Die Affen in der Umgebung leben in Höhlen und kommen nur nachts heraus um sich über das Futter herzumachen ,dass im Tempel für sie verstreut wird .

Einige kommen auch zu mir nach oben und schauen nach,was für ein schräger Vogel hier campiert.

Also alle Klamotten und Brille festhalten!

Plötzlich wird mir doch etwas kalt auf der Plattform unter der Decke und ich balanziere die wackeligen Stufen nach unten ,Taschenlampe in den Zähnen ,und verkrische mich in eine Hütte ,

die für die Mönche zum Meditieren und schlafen bestimmt ist.

Es richt etwas moderig,aber hier fühle ich mich doch sicher,vor den Geistern ,

die immer noch nicht eingetroffen sind um sich von mir fotorafieren zu lassen.


Gegen 6:30 in der ansteigenden Morgendämmerung mache ich mich mit dem Rad wieder auf den Heimweg ,noch ganz steif von der kühlen Nacht ,

nicht ohne vorher in einem kleinen Dorf meinen Morgenkaffee und eine heiße ,wohltuende Suppe zu mir zu nehmen ,denn ich brauche Kraft für den anstrengenden Heimweg über die Berge ,

rauf /runter/rauf/runter ,

bis zur Hauptstraße ,die mich wieder nach Nongkhai führt..

Die Garküchenbesitzerin ist erstaunt ,um diese Zeit einen Farang zu sehen und als ich ihr sage ,

ich hätte alleine im Bergtempel übernachtet,

 schlägt sie erschrocken die Hände über den Kopf zusammen und schaute mich an,wie ein Tempelgeist.


Den Abt werde ich vor meinem nächsten Besuch mit meinem Handy vorher informieren ,

damit ich nicht wieder alleine im Tempel bin ,denn ich liebe die Ruhe ,

totale Einsamkeit ist aber schon gewöhnungsbedürftig und mit der Zeit langweilig.

..........................................

Leserpostings:


Vielleicht nicht ganz passend, aber ich häng mein Makha Bucha Erlebnis einfach dran.

Bis zum besagten Tag wusste ich nämlich nicht was das Fest bedeutet :???: , bzw. da ich nur für einen Kurztrip (8 Tage) in Thailand war, habe ich mich auch nicht weiter informiert.

Zum Glück gibt’s da ja, dass Forum in dem nach einem Krach mit meiner Ex 

(hatten versucht rein platonisch zusammen Urlaub zu machen) hatte, 

mal kurz reinschaute und feststellen mußte, in Thailand ist was im Gange.

Mich hat die Geschichte eigentlich nur in soweit interessiert, da ich Montag von Chiang Mai nach BKK fliegen wollte, denn Dienstag sollte schließlich wieder gen Heimat gehen. Also Ex gefragt ob es Probleme geben könnte einen Flug zu bekommen. Die Antwort war nein, so reich wären die Thais nicht, dass alles ausgebucht wäre.

Dachte Madame müsste es wissen und so wurde beschlossen am Makha Bucha ein kleines Gelage mit einigen Bekannten in dortigen Pubs zu veranstalten.

Misstrauisch wie ich jedoch bin, trabte ich dann doch irgendwann in Reisebüro ,um mir ein Flugticket zu besorgen und siehe da es waren alle Flüge ausgebucht. 2 Stunden haben der Reisebüroangestellte und ich nach jeglicher Flugbindung nach BKK gesucht, no chance.

Also besorgte ich mir dann für Montagabend ein Busticket (lt. Fahrplan sollte die Kalesche um 4.30 Dienstag BKK angekommen), also genug Zeit für mich (die übliche Verspätung hatte ich schon einkalkuliert) musste ja erst um 7.30 am Flughafen sein.

Shit happens , hatte den Kampf gegen die Drogen nicht mit einkalkuliert. Staßenkontrollen kosteten Zeit, zu allem Überfluß gab es noch ein Motorproblem .

Als ich merkte, der Bus schafft das zeitlich nicht , hab ich den Busfahrer auf mein kleines Problem aufmerksam gemacht, lakonische Antwort war „don`t worry, we `ll find a way 

(der Knabe sprach komischerweise gutes Englisch).

Das hieß mein Gepäck kam sofort in den Innenraum des Busses. Ich war gespannt wie er das denn bewerkstelligen wollte .

Er fand die Lösung , denn er bremste irgendwann nördlich von Bkk ein Taxi aus, oder besser gesagt er drängte es ab und ich durfte bei rasendem Verkehr umsteigen (wollte ihm ein fürstliches Trinkgeld geben, was kategorisch abgelehnt wurde). Umgestiegen, dem verduzten Taxifahrer die Lage erklärt und mit „Ach und Krach“ den Flug noch bekommen.

Mußte bei der ganzen Aktion feststellen, auch wenn ein Farang ein Problem hat, kann es thailändische Lösung geben, ohne Abzocke und ab jetzt wird mir Makha Bucha unvergessen bleiben.👍👍👍


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen